Allgemein Wache

Feuerwehr Halberstadt geht neuen Weg, um Sicherheit zu garantieren

Dass er sich mal Sorgen um Nachrücker machen muss, das hat Ingo Wetzel auch nicht gedacht. Doch der Andrang auf die hauptamtlichen Stellen bei der Feuerwehr in Halberstadt ist vorbei und deswegen wird man im kommenden Jahr mit einem Pilotprojekt neue Wege in der Ausbildung beschreiten.

Der Abteilungsleiter Feuerwehr erzählt: „In diesem Frühjahr hatten wir drei Stellen ausgeschrieben und mussten für jede einzelne Stelle einen kompletten Bewerbungsprozess mit Theorie- und Praxistest durchführen, weil die Zahl der Bewerber so gering war und die auch nicht unter einen Hut zu bringen waren.“ Für den Brandamtsrat ist das zu viel Aufwand.

Dabei ist der Bedarf an Nachwuchs da und er wächst. Das liegt auch an der personellen Ausstattung der Freiwilligen Feuerwehren. „Bedarf haben wir vor allem bei den hauptamtlichen Kräften“, macht Ingo Wetzel klar. An den Wochenenden und in den Tagesrandzeiten sind die Freiwilligen Feuerwehren gut besetzt, aber unter der Woche und während der Kernarbeitszeit sieht das anders aus. In diesen Zeiten müssen im Alarmfall die hauptamtlichen Kräfte aus der Feuerwache anrücken. „Ich gehe davon aus, dass unser Bedarf sogar noch wachsen wird“, prognostiziert Ingo Wetzel. Deswegen wird man in der Kreisstadt die Ausbildung des Berufsnachwuchses der Feuerwehrleute demnächst selbst in die Hand nehmen.

Feuerwehrkräfte gebe es ausreichend auf dem Arbeitsmarkt, aber die ziehe es nicht in die ländlichen Regionen. „Junge Menschen gehen zu großen Wehren, die noch zusätzliche Ausbildungen wie Taucher oder Höhenretter bieten können“, erklärt Ingo Wetzel.

Dann ist da noch ein organisatorisches Problem: Auf dem Papier ist die Feuerwehr Halberstadt eine Freiwillige Feuerwehr mit hauptamtlichen Kräften und deswegen wird sie in den Stellenportalen nicht als Berufsfeuerwehr aufgeführt. Ingo Wetzel ärgert sich ein wenig darüber: „Es ist alles angeglichen, die Bezahlung, die Laufbahn und die soziale Absicherung, trotzdem gelten wir als Freiwillige Wehr und das bremst uns auf dem Stellenmarkt aus.“

Mit einem Pilotprojekt des Landesfeuerwehrverbandes wird man ab dem kommenden Jahr das Nachwuchsproblem angehen. „Wir haben uns an der Polizei orientiert und bieten eine duale Ausbildung an“, erklärt der Brandamtsrat. Ein wichtiger Schritt ist dabei das Absenken des Eintrittsalters. Mussten hauptamtliche Feuerwehrleute erst eine Ausbildung absolviert haben, bevor sie den Dienst aufnehmen konnten, kann dies künftig nach dem Abschluss der Sekundarstufe passieren.

Die Berufsstarter beginnen mit 16 Jahren eine handwerkliche Ausbildung bei der Feuerwehr, bevor ein Jahr später die feuerwehrtechnische Ausbildung dazu kommt. Die dauert wiederum zwei Jahre und somit ist die Ausbildung nach drei Jahren abgeschlossen.

„Mit dieser neuen Ausbildung werden wir im Ringen um den Nachwuchs ein wenig aufschließen zur Konkurrenz durch Industrie und Handwerk“, ist sich Ingo Wetzel sicher. Der Weg sei nicht einfach, aber er optimistisch, fasst er zusammen.

Text/Bild: Halberstädter Volksstimme, Thomas Kügler

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