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Ausführlicher Bericht zum Fahrsicherheitstraining für Fahrer von Feuerwehreinsatzfahrzeugen

26.04.2015

Von Gerald Eggert

“Die zunehmende Verkehrsdichte und die damit verbundenen Anforderungen an die Maschinisten beim Führen der Löschfahrzeuge sind Anlass für ein Fahrsicherheitstraining unter professioneller Leitung”, erklärte Jörg Kelle, Chef der Halberstädter Feuerwehr. Es sei notwendig, die Feuerwehrleute, die Fahrzeuge bis zu 18 Tonnen steuern, so zu schulen, dass sie Extremsituationen im Straßenverkehr beherrschen.
“Ich möchte, dass ihr mehr Gefühl für die Technik bekommt”, sagte Günther Helbig bei der Begrüßung der zwanzigköpfigen Gruppe am ersten Trainingstag. Die Maschinisten aus Halberstadt und den Ortsteilen waren mit ihren Fahrzeugen auf den Parkplatz am Halberstädter See gekommen, der ihnen als Übungsgelände diente.
Günther Helbig arbeitet seit über 25 Jahren als Fahrlehrer und ist seit mehr als vier Jahrzehnten aktiver Feuerwehrkamerad in der Stadt Zörbig. Seine langjährigen Erfahrungen sind Grund dafür, dass er als einer von drei ehrenamtlichen Fahrtrainern in Sachsen-An- halt im Auftrag des Landesfeuerwehrverbandes unterwegs ist. Er kennt die Probleme der Maschinisten. Auf der einen Seite seien die wenigsten Kameraden Berufskraftfahrer, auf der anderen fallen so viele Einsätze auch wieder nicht an, damit die Feuerwehrleute eine gewisse Routine entwickeln können. Ein zusätzliches Problem sei der hohe Schwerpunkt der Einsatzfahrzeuge, sagt Helbig. Denn in den meisten Fällen seien die schweren Gerätschaften weit oben im Aufbau verstaut. somit reagiere ein solches Fahrzeug ganz anders als ein normaler Lkw.
Im Theorieteil erfuhren die Teilnehmer etwas über das Fahrverhalten der bis zu 18 Tonnen schweren Lkw, über die Einflüsse von Eis, Schnee und Wind, über das Bremsen mit und ohne ABS sowie über Bremswege. Danach übten sie das Fahren im Slalom und das Gefahrenbremsen.
Jede Fahrt wertete Helbig im Anschluss mit dem Maschinisten aus. Bei den einen hieß es ziemlich schnell: “Top gemacht. So wollte ich es sehen.” Andere wurden noch einmal auf die Strecke geschickt. Eine zweite oder dritte Fahrt ließ sogar den Laien eine Verbesserung erkennen. “Sie steigern sich. Wer beim ersten Mal noch zögerlich war, geht die Sache nach meinen Hinweisen ganz anders an und vertraut der Technik”, sagte Helbig. Genau das sei das Ziel der Übungen. “Wie 82 Prozent aller Kraftfahrer haben die meisten noch nie eine Gefahrenbremsung gemacht, weder mit dem privaten Pkw und schon gar nicht mit dem Feuerwehrfahrzeug”, sagte der Experte.
Die Gefahrensituation simulierte Helbig mit unerwartet geworfenen Pylonen. Denen mussten die Fahrer ausweichen und, sie ernteten prompt Helbigs Lob: “Ihr seid nicht schlecht.” Auch als es die schwierige Übung, bremsen und einem Hindernis nach rechts ausweichen, umzusetzen galt. “Bremsen und lenken, das ist nicht so einfach. Deshalb trainieren wir es.”
“Vor Jahren gab es solch ein Training schon einmal. Damals durften auch jeweils zwei Kameraden der künftigen Ortswehren teilnehmen. Gut, dass diesmal alle mitmachen können”, sagte Stadtausbildungsleiter Sebastian Rindert. Die Feuerwehrleute hätten nie gedacht, dass sie mit den Fahrzeugen an solche Grenzen gehen können. In einer abschließenden Gesamtauswertung äußerten sich alle Beteiligten positiv über diese Art der praktischen Ausbildung. Dass solch Training zukünftig regelmäßig stattfinden soll, begrüßten die Feuerwehrleute. Insgesamt absolvieren diesmal 75 Fahrer an vier Tagen das Training. Die Kosten von fast 3.000 Euro übernimmt der Feuerwehrförderverein „St. Florian” Halberstadt e. V.

Quelle: Volksstimme

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