Halberstadts Stadtrat soll am Donnerstag, 27. November, entscheiden, die Hauptberufliche Wachbereitschaft der Stadt in eine Berufsfeuerwehr umzuwandeln. Aber ist das nicht dasselbe?
„Das denken die meisten Bürger“, sagt Ingo Wetzel, oberster Feuerwehrmann der Stadt, „aber ist es eben nicht.“ Der Abteilungsleiter Feuerwehr in der Stadtverwaltung hat seinen Sitz in der Feuer- und Umweltwache Am Breiten Tor.
Dem Ort, an dem seit Jahrzehnten sowohl die Hauptberufliche Wachbereitschaft als auch die Freiwillige Feuerwehr Halberstadt ihr Domizil hat – ist die Wachbereitschaft doch offiziell Teil der freiwilligen Wehr. Ein Konstrukt, das Ende 1990 verhinderte, dass in Halberstadt Brandschutz und Co. allein von ehrenamtlichen Kräften abgesichert werden musste. Nach der Wende hatten neue Gesetze dazu geführt, dass die bestehende Berufsfeuerwehr Halberstadt diesen Status aufgeben musste. Die Stadt schuf damals die heutige Abteilung Feuerwehr und übernahm ein Teil der beruflichen Einsatzkräfte, die ab Januar 1991 unter dem Dach der freiwilligen Wehr ihren Beruf ausübten. Ohne Hauptamtliche würde es gar nicht gehen. Rund 85 Prozent des Einsatzgeschehens decke die Wachbereitschaft ab.
Jetzt also die Rolle rückwärts. Möglich mache das erneut eine veränderte Gesetzeslage im Land Sachsen-Anhalt, sagt Ingo Wetzel. Halberstadt wolle diesen Schritt gehen, auch wenn er bereits Gegenwind von einigen Aufsichtsbehörden zu spüren bekommen hat, berichtete Wetzel. Dennoch wolle man diesen Schritt gehen – wenn denn der Stadtrat zustimmt. In Sachsen-Anhalt halte man Halberstadt als zu klein für eine Berufsfeuerwehr. „In Thüringen, Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern ist man da anders unterwegs, da haben Mühlhausen, Suhl oder Hoyerswerda Berufsfeuerwehren“, so Wetzel.
Doch was bringt der Statuswechsel? „Für den Bürger ändert sich erstmal nichts“, sagt Wetzel. Man verspreche sich aber einen besseren Stand bei der Werbung um Fachkräfte. „Wenn wir Stellen ausschreiben, stehen wir in Konkurrenz zu Berufsfeuerwehren in Salzgitter, Braunschweig, Halle und Magdeburg. Und wenn ein junger Mensch sich einen Beruf bei der Feuerwehr vorstellen kann, sucht der nicht nach „Hauptberuflicher Wachbereitschaft“, sondern bei den Berufsfeuerwehren.“
Dazu komme, ergänzt Halberstadts Oberbürgermeister Daniel Szarata (CDU), dass eine Berufsfeuerwehr ein Standortvorteil sei. „Wir erfüllen bereits jetzt alle Anforderungen einer Berufsfeuerwehr – personell und materiell. Bis auf die Stelle eines Brandschutzprüfers. Aber wir werden von außen nicht so wahrgenommen. Das ist mir bei der Ansiedlung von Daimler Truck bewusst geworden.“
Das Unternehmen hat lange mit dem Aufbau einer Werkfeuerwehr in seinem Global Parts Center geplant, weil man sich unter „Hauptberuflicher Wachbereitschaft“ nichts vorstellen konnte, bis Gespräche und Übungen zeigten: die Wachbereitschaft ist eigentlich eine Berufsfeuerwehr und erfüllt alle Anforderungen. „Das zeigt, dass eine Berufsfeuerwehr einen Standortvorteil bringt. Das ist vergleichbar mit der Aufwertung der B6n zur A36. An der Straße hat sich nichts geändert, aber mit der Autobahn war die Region plötzlich auf dem Schirm der Firmen.“
Finanziell ändere sich wenig für die Stadt, denn über die Eingruppierung der 32 Kollegen und der einen Kollegin der Wachbereitschaft müsse man ohnehin reden, um attraktiv als Arbeitgeber zu bleiben. Der Statuswechsel ändere daran nichts. Auch mit den Kameraden der freiwilligen Wehr habe man bereits gesprochen, sagt Wetzel, die trügen die Änderung mit.
Text: Halberstädter Volksstimme
§ 7 Berufsfeuerwehren – Brandschutz- und Hilfeleistungsgesetz des Landes Sachsen-Anhalt: https://www.landesrecht.sachsen-anhalt.de/bsst/document/jlr-BrandSchGSTV8P7