Großübung “Zusammenwirken 2003” in Halberstadt

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24.05.2003

Es war keine Alarmübung, deshalb war sie vorsorglich angekündigt worden. Am Sonnabend den 24.05.2003 trainierten 800 Einsatzkräfte aus den Kreisen Halberstadt, Quedlinburg und Wernigerode ihr Zusammenwirken in Großschadensfällen.

8 Uhr am Sonnabend in der Friedrich Ebert – Straße. Zwei Explosionen erschüttern die Gegend. Schreie, Stöhnen; Hilfe-Rufe dringen aus einem vermeintlichen Altenheim. Feuer lodert aus mehreren Fenstern, Rauchschwaden steigen auf, Die Feuerwehr braucht fast eine Viertelstunde, bis sie etwas unternehmen kann. Doch Zeit ist an diesem Tag nicht wichtig. Es ist eine Übung, eine Großübung, wie es sie zuletzt 1994 und 1999 in Halberstadt gab. Die Retter der verschiedensten Institutionen sollen hier das Zusammenwirken trainieren. Und wenn etwas nicht klappt, soll es sogar noch einmal wiederholt werden, sagt Bernd Märtel vom Katastrophenschutzamt beim Landkreis. Seit eineinhalb Jahren hat er die Übung mit seinen Leuten vorbereitet. Eine ungewohnt lange Zeit, doch eigentlich sollte sie schon im vergangenen September über die Bühne gehen. Mit Rücksicht auf die damals gerade geleisteten Hochwassereinsätze an der Elbe wurde die Übung verschoben. Der große Uhrzeiger hat sich noch kein weiteres Mal gedreht, da knallt es ein zweites Mal, diesmal in der Tschaikowskistraße. Eine Massenkarambolage mit 25 Autos. Teils stehen sie durch die Wucht des Aufpralls aufgetürmt. Wieder Schreie, verwirrt umherirrende Insassen, Tote in und unter Autos. Ein Horrorszenario, wie es aber nicht auszuschließen ist. Feuerwehrleute sind die ersten Retter vor Ort, sie bergen, wen sie bergen können, werden dabei von den Statisten gestört. Denn jeder möchte zuerst gerettet werden. Doch wer am lautesten schreit, dem wird nicht zuerst geholfen, denn ihm geht es noch relativ gut. Die am schwersten Verletzten können nicht mehr schreien. Kurz danach knallt es erneut in der Tschaikowskistraße. Ein Gefahrguttransporter verunglückt, Fahrzeuge und Menschen sind kontaminiert. Keiner weiß zu dem Zeitpunkt, dass es sich um Ammoniakwasser handelt, das zu Verätzungen führt. Vollschutzanzüge müssen angelegt, eine Dekontaminierungsstrecke aufgebaut werden. Bis zum Nachmittag geht die Übung, 800 Einsatzkräfte sind beteiligt, 140 Fahrzeuge sind dabei. Unterdessen ist es auch für die Führungskräfte im Katastrophenschutzstab ein wichtiger Test, das Geschehen zu koordinieren. Schließlich werden auch die anwesenden Pressevertreter zu Statisten. Denn in solch einem Großschadensfall soll die Öffentlichkeit schnell und umfassend informiert werden. Eine Pressekonferenz, Durchsagen in Radio und Fernsehen und eine Telefonhotline werden imitiert. Klaus-Dieter Röthel gibt als Chef des Katastrophenschutzstabes die Zahlen der Unglücke bekannt: 68 Verletzte, 15 Tote und ein sehr hoher Sachschaden. Und als das ganze Szenerio durchgespielt ist, stimmen alle Pressekonferenzleiter Wolfgang Holz zu: “Wir wollen hoffen, dass uns das erspart bleibt.”


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  • Ein brennendes Gebäude wird gelöscht.brFoto: Volksstimme
  • Sanitäter und Ärzte kümmern sich um schwerverletzte Opfer des Großfeuers.brFoto: Volksstimme
  • Der Katastrofenschutzstab während seiner Arbeit.brFoto: Volksstimme
  • Unter Schutzanzügen wird der Gefahrguttransporter gesichert.brFoto: Volksstimme
  • Auch Sanitäter und Notärzte aus 3 Landkreisen waren beteiligt.brFoto: Volksstimme
  • Feuerwehren in der Friedrich-Ebert-Straße.brFoto: Volksstimme
  • Die Polizei nimmt nach der Massenkarambolage ihre Arbeit auf.brFoto: Volksstimme
  • Schaulustige kamen nicht auf das Übungsgelände. Dennoch verfolgten etliche geladene Beobachter die Übung.brFoto: Volksstimme
  • Für das Essen sorgte die Feldküche. 900 Portionen mussten zubereitet werden.brFoto: Volksstimme
  • Die Verletzten schrien vor Schmerzen. Für die Retter sollten echte Verhältnisse simuliert werden.brFoto: Volksstimme
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