B2 – Wohnungsbrand / Heinrich Julius-Straße in Halberstadt (Alarmstufenerhöhung und MANV-Alarm)

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18.01.2019

Einsatz: 07-08/2019 FF Halberstadt
Alarmierung: 18.01.2019 / 18:33 Uhr

Eingesetzte Kräfte: Einsatzleitdienst, Hauptberufliche Wachbereitschaft, FF Halberstadt, FF Langenstein, FF Sargstedt, FF Aspenstedt, FF Athenstedt, FF Ströbeck, FF Klein Quenstedt, FF Emersleben, FF Harsleben, FF Wegeleben, Kreisbrandmeister, stv. Kreisbrandmeister, Bereitschaftsdienst HaWoGe, Rettungsdienst, OrgL Rettungsdienst, Leitender Notarzt, SEG Thale, Polizei

Kurzinfo: Bereits auf der Anfahrt der ersten Einsatzkräfte war eine starke Rauchentwicklung sichtbar. Als diese die Einsatzstelle erreichten, bot sich ihnen folgendes Bild: Die Brandausbreitung schritt rasant fort, der Brandraum befand sich zu diesem Zeitpunkt im Übergang zur Vollbrandphase, Flammen schlugen plötzlich aus dem Balkonfenster, mehrere Personen befanden sich im Treppenraum, es war nicht bekannt ob sich noch Personen in der Brandwohnung befinden. Der Angriffstrupp ging unverzüglich zur Menschenrettung vor. Bevor dieser sich Zugang zur Brandwohnung verschaffen konnte, wurden die noch im Treppenraum befindlichen Personen nach draußen geführt. Zeitgleich wurde die Drehleiter in Stellung gebracht und für einen Löschangriff vorbereitet. Ein zweiter Trupp ging zur Unterstützung des Angriffstrupps ebenfalls in die Brandwohnung vor. Der dritte Trupp unterstützte den Löschangriff über die Drehleiter und positionierte sich vor dem Balkon des brennenden Zimmers. Die Rauchausbreitung in den darüber liegenden Wohnungen konnte nicht verhindert werden. Auf Grund dieser Einsatzlage gab es eine Erhöhung des Alarmstichwortes und die Nachalarmierung alle Ortswehren der Stadt Halberstadt. Zu diesem Zeitpunkt war die Anzahl von im Objekt befindlichen Personen unklar. Im weiteren Verlauf war zusätzlich die Anforderung der Feuerwehren aus Harsleben und Wegeleben zur Nachbarschaftlichen Löschhilfe von Nöten. Desweiteren wurde umfangreiches Rettungsdienstpersonal mit dem Alarmstichwort MANV (Massenanfall von Verletzten / Erkrankten) zur Einsatzstelle entsandt. Während der laufenden Brandbekämpfung wurde der Hauseingang evakuiert und alle weiteren Wohnungen abkontrolliert. Da es sich um ein Objekt mit Wohnungen des betreuten Wohnens handelte, war dies nur mit einem enormen Personalaufwand möglich. Zum Teil mussten bettlägerige und pflegebedürftige Personen aus ihren Wohnungen getragen oder gestützt werden. Da die Flure mitunter noch verraucht waren, war die Menschenrettung nur von Atemschutzgeräteträgern durchzuführen, was die vorangegangene großzügige Nachalarmierung begründet. Leider konnte dabei eine Person nur leblos aufgefunden werden. Die Rettung in einen sicheren Bereich wurde sofort eingeleitet und unverzüglich mit den Reanimationsmaßnahmen begonnen. Der bereitstehende Rettungsdienst übernahm die Wiederbelebungsversuche, welche im weiteren Verlauf leider keinen Erfolg zeigten.
In der Zwischenzeit füllte sich der Verletztensammelplatz. Immer mehr Hausbewohner konnten von der Feuerwehr gerettet werden. Eine leer stehende Wohnung in einem anderen Hauseingang, wurde geöffnet und als Betreuungsplatz umfunktioniert. Insgesamt versorgte der Rettungsdienst 15 Patienten. Bei sieben beschränkte sich die Therapie nur auf eine ambulante Versorgung. Bei acht weiteren bedurfte es einer weiteren Behandlung im Krankenhaus. Diese wurden auf die umliegenden Kliniken aufgeteilt.
Damit eine Rettung der Personen möglich war, musste der Hauseingang belüftet werden. So wurde mit zwei Überdrucklüftern Frischluft den betroffenen Bereich zugeführt und durch geschaffene Abluftöffnungen der Brandrauch abgeführt. Die beiden Lüfter wurden in zwei Treppenräumen parallel eingesetzt.
Insgesamt waren circa 130 Kameraden der Feuerwehr mit 25 Fahrzeugen vor Ort. Der Rettungsdienst unterstützte mit 30 Kollegen, welche sich aus drei Notarzteinsatzfahrzeugen, sechs Rettungswagen, den Leitenden Notarzt inklusive Organisatorischer Leiter Rettungsdienst und der SEG Thale zusammensetzten. Anwohner aus der umliegenden Nachbarschaft ergriffen die Initiative und stellten warme Getränke für alle Einsatzkräfte zur Verfügung. Diese Hilfsbereitschaft ist keine Selbstverständlichkeit, weshalb wir dafür unseren Dank aussprechen wollen. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt wurde dieses Angebot gern angenommen.
Bewohner die auf Grund von Schäden durch Brandrauch und Löschwasser nicht zurück in ihren Wohnungen durften da diese vorübergehend unbewohnbar sind, wurden von zwei Pflegeheimen, sowie Verwandte und Bekannte aufgenommen. Ausdrücklichen Dank gilt den Pflegeeinrichtungen welche binnen kürzester Zeit Notunterkünfte angeboten und zur Verfügung gestellt haben.
Erschreckend war wieder einmal die kochende „Gerüchteküche“ in den sozialen Netzwerken. Diese hatte bei diesem Einsatz ein enormes Ausmaß angenommen. So tauchten noch während der Lösch- und Rettungsmaßnahmen Zahlen von Verletzten und Todesopfern auf, welche weit von der Realität entfernt waren. Dies sorgte für eine Stimmung der Besorgnis vieler Bürgerinnen und Bürger und setzte nahezu eine Kettenreaktion in Gang. Sprichwörtlich glühten die telefondrähte. Auch das so genannte „Gaffen“ und Filmen der Einsatzstelle war hier leider zu beobachten. Zum Teil tauchten diverse Videos und Bilder in den Netzwerken auf. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch kein offizielles Statement zur Einsatzlage seitens der Einsatzkräfte oder der öffentlichen Behörden. Die Feuerwehr Halberstadt distanziert sich hiervon ganz klar und bittet ausdrücklich Spekulationen zurück zuhalten und die offizielle Berichterstattung abzuwarten. Die Einsatzleitung der Feuerwehr, Polizei und die jeweiligen Pressesprecher stehen im engen Kontakt mit den zuständigen Medienvertretern, sodass eine zeitnahe Aussage mit den wichtigsten und grundlegendsten Fakten schnellstmöglich umgesetzt wird.
Der Kriminaldauerdienst der Polizei hat noch während der abschließenden Maßnahmen der Feuerwehr und Rettungsdienste die Ermittlungen aufgenommen und den Brandort beschlagnahmt.
Wir möchten an dieser Stelle den Hinterbliebenen des Verstorbenen unser tiefstes Mitgefühl und unser aufrichtigstes Beileid aussprechen. Wir wünschen viel Kraft für die kommende schwere Zeit.

Einsatz 08/2019: Tierfund
Dieser Einsatz wurde mit dem Gerätewagen und zwei Kameraden abgearbeitet.

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